Freitag, 30. Oktober 2009

Chatuchak-Markt





Gestern waren wir wieder auf dem Chatuchak
-Markt. Am Wochenende werden hier hauptsächlich für Touristen viele Dinge angeboten, von Kleidung über Kunstgegenstände bis hin zu Tieren. Mittwochs und donnerstags aber ist großer Pflanzenmarkt. Die Händler kommen meist mit Familie und schlafen an Ort und Stelle, in Hängematten oder auf dem Boden. Von großen Bäumen bis zu kleinen Wildorchideen, von Palmen bis zu Farn und Moos kann man Pflanzen, Gartenmöbel, Kleinkunst und Arbeitsgeräte kaufen. Dazu werden natürlich Essen und Getränke, Kleider und Massagen angeboten. Deng geht nie heim ohne Kakteen gekauft zu haben, die sie dann in ihre unzähligen Minitöpfe umsetzt. Die Verkäufer kennen sie und wir genießen die freundliche Atmosphäre. Mit dem Bus fahren wir vom Bus Terminal am Flughafen, wo uns Pok auf dem Weg zur Arbeit hinbringt, bis zum Markt ca. 1,5 Stunden.
Weitere Bilder gibt es hier.




Dienstag, 27. Oktober 2009

Durch Indien

Durch Indien

In Pondicherry fand ich zu mir selbst. Ich mietete ein Zimmer, erkundete die Stadt, saß lange am Meer. Um in den Ashram aufgenommen zu werden, musste ich einen Brief an Die Mutter schreiben. Es kam anders. Ich zitiere aus meinem Brief nach hause:

„In ein paar Tagen werde ich Pondicherry wieder verlassen. Es ist ein sehr schöner und interessanter Ort und es kommen viele Menschen aus der ganzen Welt hierher, doch ich fand hier nicht, was ich suche, nämlich einen Guru. Ich bekam eine Adresse von einem guten Ashram in Kerala, der sehr schön in den Bergen liegen soll. Dorthin werde ich gehen. Ich glaube, niemand folgt hier wirklich dem Beispiel Aurobindos. Niemand lehrt hier Yoga. Jeder ist auf sich selbst gestellt. Doch allein und nur mit den Büchern Aurobindos und der Mutter kann man nicht Yoga betreiben. Sie haben hier sehr schöne Fabriken für hand-gemachtes Papier, Webereien, Tuchfabriken, Fabriken für Holz- und Metallarbeiten. Doch es ist nur ein Geschäft. Die armen Leute aus den Dörfern werden ausgebeutet. Es sind hier reiche Hindus aus dem Norden, die versuchen, die Gäste und Besucher auszubeuten. Es wurde hier eine Stadt gebaut, Auroville, die ein Beispiel für menschliche Einheit und Streben nach Vollkommenheit sein soll. Es sind viele Amerikaner, Franzosen, Kanadier, Deutsche, Australier und auch Tibeter hier, doch sie bleiben sich fremd und Auroville wird ein Dorf für reiche Snobs. Doch ich will Pondy nicht weiter schlecht machen. Ich hoffe, dass ich eines Tages hierher zurückkommen und retten kann, was noch zu retten ist. Auf die Antwort der Mutter werde ich nicht mehr lange warten.“


Es begann eine fast einjährige Reise durch das Land. In Pondicherry war ich gemeldet und ich musste regelmäßig Reiseberichte dorthin schicken. Ich hatte von Sai Baba erfahren und fuhr über Bangalore nach Whitefield, wo er sich um diese Zeit aufhielt. Er machte aber keinen Eindruck auf mich. Dafür traf ich zwei nette deutsche Mädchen, Ute und Ilse, mit denen ich an die Westküste trampte, über Mysore und Mangalore zum Ashram von Swami Ramdas. Es war eine traumhafte Reise. Wir sahen den vergangenen Reichtum der Maharadschas in Mysore, fuhren im Bus die kurvenreiche Strecke über die Berge, wo viele Tibeter angesiedelt waren und badeten im Meer. Die Tage im Anandashram waren voller Harmonie und Spiritualität. Wir mussten uns trennen, aber in Deutschland sahen wir uns wieder und zwei Jahre später trafen wir uns in Tiruvannamalai. An diesem heiligen Ort waren die Mädchen zuvor Yogi Ramsuratkumar begegnet. Das war meine nächste Station. Einige Tage verbrachten ich nochmals in Whitefield. Meine Kleidung bestand von da an als Zeichen, dass ich der Welt entsagt hatte, aus einem Lendenschurz und zwei gelben Tüchern um die Hüfte und die Schultern. Erst später wurde ich von anderen Sanyassins darauf aufmerksam gemacht, dass ich dazu eine Einweihung benötige.

Obwohl Yogi Ramsuratkumar nicht lehrte, waren seine kraftvolle Gegenwart, sein Lachen und seine Gesänge erhebend. Der heilige Berg Arunachala, der magische Tempel, der Ashram Ramana Maharshis, die vielen Saddhus und die Besucher aus aller Welt machten die Tage zu einem Erlebnis, das mich einige Monate später wieder hierher führte.

Freitag, 23. Oktober 2009

In Indien

Wenn ich mich jetzt nicht hinsetze und weiter über meine Zeit in Indien schreibe, kann es sein, dass ich vorher die Erleuchtung erlange und dann noch weniger Interesse an meiner Vergangenheit habe. Denn obwohl ich nicht danach strebe, arbeite ich weiter an der Erleuchtung. Eigentlich ist es umgekehrt. Es gibt nichts zu erlangen und unser wahres Selbst arbeitet daran, sich von der Bürde und der Umhüllung des Menschen zu befreien.

Ich flog also im Januar 1973 über Amsterdam mit einem One-way-ticket der Air India nach New Delhi. Zuvor hatte ich eine Abschiedstour bei Verwandten gemacht. Meinem Vater brach fast das Herz. Doch für mich ging es um Leben oder Tod.

Außer den drei Stätten, an denen die indischen Weisen gelebt hatten, von denen ich gelesen hatte, also Pondicherry, Puri und Dakshinesvar, hatte ich noch einen Anlaufpunkt. Meine Oma hatte die Ausbildung eines Priesters bezahlt und der schickte eine Ordenschwester, um mich in Empfang zu nehmen. Sr. George war eine liebenswürdige kleine Inderin und mit ihr besuchte ich die Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt wie das Red Fort und die Begräbnisstätte Mahatma Gandhis. Schlafen konnte ich in den Räumen der indischen Bischofskonferenz. Mit meinem Schulenglisch verstand ich zwar das Meiste, aber es fiel mir schwer, mich auszudrücken. Da ich aber dazu gezwungen war, änderte dies sich rasch.

Vom wirklichen Leben hatte ich im Internat nichts gesehen. Nun erschrak ich über die Armut, über die Menschen, die sich in der kalten Nacht am offenen Feuer wärmten, über die Leprakranken, die ihre Glieder bettelnd hinstreckten. Auf der Zugfahrt zu dem Priester trank ich zögernd erdfarbenen Tee aus roten Teeschalen, die einfach weggeworfen wurden, und hörte dem blinden Sänger zu, der mit seinem Stock den Takt zu dem uralten Lied stampfte. Ich lernte das Leben kennen und den Tod. Sah viele Feuer an der Verbrennungsstätten. War dabei, als der Inhaber des Teelokals an seinem Todestag verbrannt wurde. Und am nächsten Tag stand der Sohn an seiner Stelle.

So fremd und abenteuerlich die ersten Tage auch waren, mir wurde geholfen. Nach 32 Stunden Zugfahrt und 20 km auf dem Motorrad kam ich auf der Missionsstation in Malkaroda bei Pater Puthenkandam an. Dort fand eine Einweihungsfeier für das neue Krankenhaus statt, zu der viele Ordensleute und ein deutscher Bischof zusammen kamen, und die mich weiterreichten zu Patres in Nagpur, wo ich den Zug nach Pondicherry bestieg. Ich habe kein Tagebuch geführt, aber zum Glück sind die Briefe erhalten geblieben, die ich nach hause schrieb. Darin klagte ich anfangs über den Staub, den Schmutz und die Moskitostiche, doch in naiver Weise war ich glücklich und voller Hoffnung.

Samstag, 17. Oktober 2009

Wie wir leben, Teil 2

Meine Frau Deng lebte 32 Jahre in Deutschland und wenn sie sagt, in unserer Heimat war alles besser, dann meint sie dieses Land. Hier sieht sie vieles kritisch. Alles Gelump in Thailand, sagt sie, wenn mal wieder ein Kleidungsstück, ein Werkzeug oder ein Gerät kaputt geht. Sie schimpft über die steigenden Preise für Lebensmittel oder wenn sie für ihre Pflanzen in einem Geschäft mehr bezahlen sollte, als im anderen. Alles Gauner! Thai Leute haben nix im Gehirn! Reden nur über Belanglosigkeiten, denken nicht an die Folgen, übernehmen keine Verantwortung, sehen keinen Schmutz, lassen alles herunterkommen, können beim Essen nicht normal sitzen und spucken auf die Straße. Sie leidet darunter, nicht wie gewohnt aussprechen zu können, was sie denkt, und dass die Anderen nicht sagen, was sie wirklich beabsichtigen. „Das ist gut für Thai Leute, aber nicht für mich!“, sagt sie, wenn sie über den Markt geht. Das Thaiessen bekommt ihr oft nicht und während sie sich früher über meine Vorliebe für japanisches Essen mokierte, bezeichnet sie dieses nun als das einzig ihr bekömmliche. Da kann sie sich richtig satt essen. Dabei wiegt sie weniger als zuvor. Nur ich werde immer dicker.

„Ich versteh´ kein Wort.“, meint sie, wenn ich sie bitte, mir die Nachrichten zu übersetzen. In vielen Dingen des öffentlichen Lebens ist sie unsicher. Es hat eine Weile gedauert, bis wir Bus und Minibus benutzen konnten. Jetzt ist stolz darauf und fährt gerne damit. Sie beklagt, dass alles schnell schimmelt und rostet, dass Lebensmittel schnell verderben und dass die Erde nicht gut ist, wenn ihre Pflanzen eingehen. Denn damit beschäftigt sie sich von früh bis spät, mit ihrem Garten. Da empfindet sie weder Müdigkeit noch Hunger. Zwischendurch kocht sie mir was zu essen oder trinkt einen Kaffee, den ich ihr bringe, aber sie hat keine Zeit, um in Ruhe eine zu rauchen. „Ich kann nicht sitzen.“ Die irgendwo im Boden steckenden Kippen sammle ich dann ein. Sie schneidet am Boden hockend mit der Schere das Gras, pflanzt laufend um, vermehrt die in über 200 Minitöpfen wachsenden Kakteen, stutzt Bäume, Sträucher und den Bambus, kümmert sich um die Bonsais und beklebt Steine mit Moos. In den Bäumen hängen unzählige Gefäße mit Efeu und Farnen, sowie wilde Miniorchideen auf Holzteilen, am Boden stehen Töpfe und Schalen in den verschiedensten Größen mit Orchideen und Kakteen und Minibäumchen, dazu bepflanzte Steine und Wurzeln und eine Vielzahl von Tonfiguren. All das muss natürlich gegossen, besprüht und gepflegt werden. Sie freut sich ungemein, wenn ihr Garten von Nachbarn und Passanten bewundert und gelobt wird. In der Tat finden ihn sogar Kinder schön. Oder ein Auto fährt vorbei und rückwärts zurück und die Beifahrerin sagt zu mir: „Your house is very nice.“

Deng hat die Gabe, dass sie mit allen Menschen gleich welchen Standes kommunizieren kann, und die Leute sprechen gern mit ihr. Sie redet mit Nachbarn, burmesischen Arbeiterinnen und Marktfrauen, mit Kindern und Alten in der selben Weise und wo sie einmal war, wird sie herzlich wieder begrüßt. Einmal wurden wir auf einem Tempelfest von einer Frau freudig angesprochen. Wir konnten uns aber nicht an das pockennarbige Gesicht erinnern. Dann fiel uns ein, dass es unsere Straßenkehrern sein muss, von der wir immer nur die Augen gesehen hatten, da sie ja nur diese unbedeckt lässt, wie die meisten Frauen, die im Freien arbeiten. Die frühere hatte von uns 500 Baht geliehen, bevor sie am nächsten Tag versetzt wurde. In Deutschland wurde Deng von den Thais ältere Schwester genannt, hier ist sie meist die Tante, was ihr nicht so gefällt. Nur Poks Freunde nennen sie Mutter. Die kommen gern zu uns und lassen sich deutsch bekochen, d.h. Cordon Bleu mit Spagetti und Lasagne. Und wir fahren mit der Clique zum Tambun nach Korat oder Ratchaburi.

Sonst trägt sie kein Geld ins Wat. Die haben genug! Oder: So ein Theater! Lieber gibt sie spontan, wo Hilfe direkt ankommt, so mal als sich 4 Jungs in einem Food Center einen Teller Reis teilten. Sie hat eine Abneigung gegen Scheinheiligkeit und übertriebene Frömmigkeit. Ihre Religiosität ist natürlich und liberal. „Jesus ist auch Gott!“ Zu Beginn unserer Ehe gehörten sonntägliche Kirchgänge mit den Eltern zum Alltag und sie begleitete mich zu Veranstaltungen der Urchristen. Ich kann mit ihr auch über meine geistigen Erfahrungen sprechen. Mit unserem Gemisch aus Deutsch, Thai und Englisch versuche ich meine Gedanken zu umschreiben, aber sie versteht mich auch so gut. Zu gut, denn sie kennt mich und hält mir gleich den Spiegel vor und verweist auf meine mangelnde Umsetzung.

Und ich kenne sie und bin ihr deshalb auch nicht böse, wenn sie mal wieder anschnauzt. „Wenn der Krieg kommt, bist Du der Erste, der verhungert!“ schimpft sie, wenn sie meint, ich warte zu ungeduldig auf das Essen. Oft bin ich der Sündenbock, wenn sie sich über jemand oder etwas ärgert. Sie ist Schütze und eben gleich auf hundert. Wir lösen das dann meist schnell in Humor auf. Nur zweimal schwiegen wir uns einen Abend lang an. Auslöser waren lediglich schnippische Antworten. Beide male im Abstand von einem Jahr waren wir dabei mit dem gleichen, befreundeten Ehepaar unterwegs und hatten so Gesprächspartner. Doch sonst freuen wir uns über die gleichen Dinge, teilen die gleichen Ansichten und denken oft zur gleichen Zeit dasselbe.

Mittwoch, 14. Oktober 2009

Vor Indien

In der 2.Klasse Grundschule lies mich der alte Lehrer gern zu sich kommen und stellte mir vor allen Mitschülern die Frage, was ich einmal werden möchte. Ich tat ihm dann den Gefallen und sagte: Pfarrer. Das war nie so richtig meine Absicht, aber ich entschied mich bewusst für das Internat und das Gymnasium, welches von den Salesianern geleitet wurde. Als Elfjähriger verspürte ich in dieser Barockkirche inmitten der Engelsfiguren so etwas wie einen Ruf. Dabei faszinierten mit eher fremde Religionen wie der kalte, strenge Katholizismus. Aus den Büchern Karl Mays schrieb ich die islamischen Sprachwendungen heraus und ich konnte die Unterschiede in den Riten der verschiedenen koptischen Kirchen aufzählen.

Neun Jahre verbrachte ich hinter Klostermauern, unter lauter Knaben und Padres. Ein reglementiertes Leben abseits der Außenwelt. Regelmäßige Kirchgänge, in den ersten Jahren mehrmals täglich, und wenig Privatsphäre. In der Erinnerung blieben öde und einsame Wochenenden. Ich war ein durchschnittlicher, ruhiger, aber nicht immer angepasster Schüler. Ich fühlte die Flowerpower der Hippies und kleidete mich entsprechend, war gegen den Vietnamkrieg und verehrte Che Guevara. Ich war unter den ersten, die lange Haare und Bärte trugen und heimlich Pfeife rauchten. Ein Ausbruchsversuch nach 7 Jahren, bei dem ich in ein Heim nach Bamberg wechseln wollte, wurde vom Direktor verhindert.

Ich engagierte mich in der Schülermitverwaltung und im politischen Arbeitskreis. Den weiteren Besuch von Versammlungen der Kommunistischen Partei in der Kreisstadt verbot die Heimleitung. Auch sonst gab es manche Konflikte. Als ich einmal die Frage nach dem Warum einer Anordnung stellte, schrie mich der Pater an: „Weil ich dein Vorgesetzter bin!“ Bei einem der jährlichen Bundesjungendspiele trat ich nicht zum Schwimmen an. Als der Schulleiter mich stellte, entschuldigte ich mich mit Unpässlichkeit und sagte dazu: „Und im Übrigen geht mir das Ganze gegen den Strich.“ - „Du gehst uns auch gegen den Strich!“ rief er, nachdem er die Fassung wieder erlangt hatte. Dafür bekam ich eine 4 für Sport ins Reifezeugnis.

Aber ich las nicht nur revolutionäre Bücher, sondern auch philosophische und religiöse. Es war eine Zeit des Aufbruchs und der Neuerungen in der Gesellschaft (die 68er) und in der Kirche (Konzil). Doch die Antworten der Kirche genügten mir nicht. Formeln wie „Geheimnis Gottes“, „Erlösung am Kreuz“ und „Der Herr hat´s gegeben, der Herr hat´s genommen.“ stießen mich ab. Ich sah, wie die Padres Barmherzigkeit predigten und Gewalt ausübten. Ich zog mich zurück. In einem Raum hinter der Orgel zündete ich öfters Räucherkerzen an und betete darum, dass Gott sich mich offenbarte.

In der Kreisstadt durfte ich einen Yoga-Kurs machen und ich begann über Hinduismus zu lesen. Das Leben und die Gotteserfahrungen von Aurobindo, Ramakrishna und Yogananda faszinierten mich und der Glaube an die Wiedergeburt und dass Atman eins ist mit Brahman erschienen mir einleuchtend. Mehrmals besuchte ich in Winterthur das Divine Light Zentrum um Swami Omkarananda. Als ich den Fernsehfilm sah „Die Reise nach Kathmandu“, stand mein Entschluss fest. Ich wollte zum Mittelpunkt der Erde, nach Indien. Bevor ich irgendeinen Beruf ergreife oder anfange zu studieren, musste ich zuerst den Sinn des Lebens finden. Ich war bereit, alles hinter mir zu lassen und bei einem Meister im indischen Dschungel zu leben.



Abiturklasse 1972

Sonntag, 11. Oktober 2009

Ausflug zum Khao Yai

Gestern machten wir einen Tagesausflug zum Khao Yai National Park, einer bergigen Landschaft, 200 km nordöstlich von Bangkok. Unnötigerweise sind wir schon um 4 Uhr losgefahren. Aber so konnte ich beobachten, wie Leute ihre Garküchen wegräumten, die sie am Abend zuvor am Straßenrand hingestellt hatten. Dafür haben andere ihre Stände und Feuerstellen aufgebaut. Wir kauften für 10 Baht eine Tüte mit so einer Art Berliner, die gern zum Kaffee gegessen werden. An einer Tankstelle stand ein Mönch vor dem 7/11, der allgegenwärtigen Ladenkette, die meist 24 Stunden offen hat. Ich nahm die Gelegenheit wahr, etwas Essbares in seine Schale zu legen. Bangkok schläft nie.

Drei Stunden später waren wir am Nationalpark. 5O Baht Eintritt für das Auto und 20 pro Person. Mit Führerschein zahlte ich wieder den Preis für Thais. Letztes Mal begegneten wir einem wilden Elefanten. Diesmal sahen wir nur einige Dunghaufen auf der sich hoch windenden Straße. Auch die Affen hörten wir nur. Von den Rehen sahen wir lediglich zwei. Es soll auch Tiger und Bären und Bergziegen hier geben. Man kann in Zelten auf Campingplätzen übernachten und an Führungen zur Wildbeobachtung, besonders der vielen Vogelarten, teilnehmen. Es gibt ein paar Wasserfälle. Zu einem sind wir hinabgestiegen.







Das ganze Umland ist voll mit Ferienanlagen und Restaurants. Bei Thais bekannt ist das Ban Swiss. Im Innern befindet sich allerdings ein italienisches Restaurant, ein Café und ein Souvenirladen. Die 55 Baht Eintritt kann man im Café oder in Eiscreme anlegen. Da die Menükarte nicht ansprechend und nicht billig war, haben wir in einem Molkereirestaurant zu Mittag gegessen. Ich hatte ein Art Rindsgulasch mit Apfelweinsosse und Pita und dazu ein dunkles Paulaner Weißbier. Ich bin also kein Vegetarier und trinke auch Alkohol.

Da es erst Zwölf war, beschlossen wir weiter nach Nakhon Ratchasima zu fahren. Bevor wir uns in einem Einkaufszentrum dort, in The Mall, umsahen, besuchten wir eine neue Tempelanlage außerhalb der Stadt, in der Nationalhelden verehrt werden, und kauften im Töpferdorf Dan Kwian zwei bemalte Wasserkrüge mit Deckel. Wieder Teile für den Garten, aber mir gefallen diese Oongs. An allen Orten war ich schon öfters, nicht zuletzt weil ein Freund aus unserer Heimat ein Haus dort gebaut hat. Zu Abend aßen wir chinesisch in unserer Straße. 700 km waren wir gefahren und recht müde. Die langen Fahrtzeiten nütze ich immer, um zu meditieren. Diesmal taten sich neue Türen auf. Doch darüber werde ich später schreiben.

Dienstag, 6. Oktober 2009

Wo wir leben, Teil 3

Die Häuser weisen zwar ein paar bauliche Sünden auf wie Fenster, die nicht zu öffnen sind, oder kleine Balkone, die nicht begehbar sind, und der Boden drumherum hat sich auch einige Zentimeter abgesenkt, aber die handwerkliche Ausführung ist nicht schlecht. Die Maurer und Maler und die anderen Handwerker sind übrigens junge Burmesen, die ein Haus nach dem anderen hochziehen und am Rande des Muban kampieren. Die Verwaltung wird gerufen, wenn was kaputt geht und sie kümmert sich darum, dass gegen Moskitos und Ameisen gesprüht wird. Es gibt schriftliche Mitteilungen über solche Vorhaben oder wenn Festlichkeiten stattfinden oder wann der Strom abgestellt werden muss.

Ab 17 Uhr, wenn es nicht mehr so heiß ist, fahren die Leute mit ihren Kindern auf Fahrrädern herum und besichtigen die Nachbarschaft. Einige joggen und führen ihre Hunde spazieren. Nachts hört man neben Grillen und Zikaden und manchmal Fröschen nur selten einen Hund oder ein aufsteigendes Flugzeug. Der Flugplatz ist lediglich 10 Minuten entfernt, doch das Muban liegt abseits der Flugschneise. Laut ist bisweilen der Motor eines Bootes auf dem Khlong, dem vorbei fließenden Wasserweg, und das Singen der Mönche im Wat, dem angrenzenden Tempel, um 4.15 Uhr. Am Wochenende ist etwas mehr los. Da werden die Autos gewaschen oder der Rasen gemäht. Eigentlich werden in der Regel ein paar Gärtner damit beauftragt.



Ich kenne die Namen unserer Nachbarn nicht und werde selbst nur Mister oder Lung, Onkel genannt. Wir verwenden Umschreibungen. Da ist „Exercise“ mit seinem Hündchen und seiner neugierigen, indonesischen Frau, weil er immer fragt: „Did you exercise today?“. Uns gegenüber wohnt Wiwi, ein Bankangestellter, benannt nach dem Ton seines Autos beim Auf- und Abschließen. Seine drei Kinder, von denen der Jüngste meist bei den Großeltern lebt, grüßen immer ganz laut. Daneben wohnt Kopftuch. Die sind Muslims, aber nur die Frauen, die zu Besuch kommen, tragen Kopftücher. In drei Häusern neben uns wohnen eine Familie, also ein älteres Ehepaar und ihre beiden Töchter mit ihren Männern. Die Oma muss zur Dialyse und kommt gern auf ein Schwätzchen zu uns in den Garten. Sonst ist es nicht üblich, dass man sich besucht. Nur Phüng, Biene, und ihr Mann im Haus schräg gegenüber hatten wir einmal zum Essen bei uns eingeladen. Wir sehen und sprechen uns fast täglich, sie nehmen uns gelegentlich mit dem Auto mit und wir passen auf ihren lieben Hund auf. Sie arbeitet als Fluglotsin und er ist Pilot bei der Marine. Zu ihrer Hochzeit im Armee Club waren wir eingeladen.. Beide sind jung und sehr fleißig und nett.





Zu denen vom „grünen Haus“ haben wir keinen Kontakt. Neben uns ist erst vor kurzem, obwohl die große Hauseinweihungsfeier schon vor langer Zeit war, eine Dame eingezogen mit dem Mädchen, das ein Junge sein will, und dem Jungen, der ein Mädchen sein will. Es gibt da noch eine Bettlägerige, die wir nie gesehen haben. Ein burmesisches Hausmädchen haben sie auch. Und den deutschen Nachbarn besuchen wir manchmal auf ein Bier oder nen Kaffee. Vor 3 Monaten machten wir mit ihnen Urlaub in Chiangmai. Wir haben also nette Nachbarn und Deng redet mit allen, ob Straßenkehrern oder burmesische Arbeiterin, wie sie es von Deutschland gewohnt ist.

Außer dass wir jeden Morgen vor dem Haus unseren Kaffee trinken können und den ganzen Tag barfuss laufen können und es stets zur gleichen Zeit dunkel wird, leben wir nicht viel anders, höchstens schöner, besser und leichter als zuvor in Deutschland. Wir hatten ja viel im Container mitgebracht. Waschmaschine, Küchengeräte, Bilder, Bücher und CDs und so weiter, selbst den Brunnen und die Laternen aus Granit aus unserem Japangarten. Die Zimmer sind alle tapeziert, der Fernseher steht in der Schrankwand und gekocht wird auch oft deutsch. Wir bereuen den Hauskauf nicht. Es war richtig, von hier aus unser neues Leben gestartet zu haben. Naja, Deng ist nicht immer glücklich mit dieser Entscheidung.

Freitag, 2. Oktober 2009

Wo wir leben, Teil 2

Bei der Planung der Auswanderung stand für uns fest, dass wir in Bangkok auf den Namen des Sohnes ein Haus mit Garten kaufen und mit ihm zusammen wohnen. Wir rechneten mit 1,5 Millionen Baht. Es wurden viel mehr, aber das ist es wert. Das Muban umfasst von der Planung her über 1000 Häuser. 70% davon sind bereits erbaut und 2/3 davon sind verkauft. Es ist ruhig, sicher und sauber. Und grün angelegt, wie ein Ressort. Wenn man nach der Einfahrt über die hohe Brücke fährt, die den Klong überspannt, überrascht der Anblick des großen Sees mit Promenaden, Rasen und Palmen. Eine Schar Gipsgänse watschelt am Ufer. Vor dem Verwaltungsgebäude befindet sich der Swimmingpool, in den sich ein breiter Wasserfall ergießt. Dahinter ragt die goldglänzende Chedi des nahen Wat auf. Es gibt Saunen und einen Fitnessraum, Kinderspielplätze und zwei Tennisplätze. Die Straßen sind breit und führen vorbei an Parklandschaften mit weiteren Spielplätzen, Trimmdichpfad, Basketballplatz und zwei kleineren Seen mit Seerosen und Fischen. Wege und Pavillons laden zum Verweilen ein.

Die Bewohner tauschen sich in einem eigenen Internetforum aus und treffen sich am See zu Festlichkeiten, wie Loi Kratong, dem Lichterfest, bei dem abends kleine Schiffchen mit Kerzen in Gewässer gesetzt werden, oder der Neujahrsspeisung der Mönche. Ständig sind Gruppen von Gärtnern und Straßenkehrern unterwegs. Täglich wird unsere Straße gefegt und zweimal wöchentlich ist Müllabfuhr. Die Wächter werden gedrillt und patrouillieren auf Rädern; Schlagstock, Handschellen und Sprechfunk gehören zu ihrer Uniform. Eigentlich ist es schon mehr eine Überwachung wie eine Bewachung. Bevor noch ein Taxi oder ein fremdes Auto am Haus eintrifft, ist der Wächter schon da und gibt laut sprechend Rückmeldung an die Zentrale am Tor. Dort wurde der Ausweis einbehalten und eine abzustempelnde Karte ausgegeben und bei der Ausfahrt wird der Kofferraum kontrolliert. Dennoch haben manche Eigentümer jedes Fenster vergittert. Vielleicht weil sie es so gewohnt sind und sie sitzen auch lieber vor dem Sofa auf dem Boden oder benützen statt der Haustüre den Eingang über die Veranda ins Wohnzimmer. Die kleineren Häuser haben gar keine Haustüre. Vielleicht hat es auch mit Feng Shui zu tun, denn die Haustüre, die Küchentür und der hintere Ausgang sind fast auf einer Linie.

Die Häuser unterscheiden sich nur gering in Größe und Form. Es gibt welche mit 2 Schlafzimmern und 3 Bädern und solche mit 3 Schlafzimmern und solche mit noch mehr. Die Grundstücksgröße ist dabei fast gleich. Die Preise variieren von 3.59 bis 8 Millionen Baht. Alle Grundstücke sind mit Sträuchern und sechs Bäumen bepflanzt und mit Rasen und Bepflasterungen angelegt. Eine Holzschaukel gehört zur Ausstattung. Nach einem Jahr wird das Haus neu gestrichen. Anbauten sind möglich. Aber keiner macht eine Motorradwerkstatt oder Müllsammelstelle auf. Leider steht auch der einzige kleine Laden zum Verkauf. Wir haben die Hausrückseite überdacht und befließt und unser Tor öffnet sich elektrisch. Sehr viele Bewohner arbeiten am Flughafen oder bei einer Bank oder haben außerhalb ein Geschäft. An den mit roten Lämpchen beleuchteten, am Boden stehenden Altären erkennt man, dass viele chinesischer Abstammung sind. Ich weiß noch von einem Engländer und einem Australier, doch Kontakt habe ich nur zu den beiden Deutschen, die für Ihre Freundinnen Häuser gekauft haben. Einer ist nur zeitweise hier, da er in Shanghai arbeitet, und der andere war in Singapur tätig und wohnt nun in der gleichen Straße.

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Führerschein und Schlange

Heute habe ich meinen thailändischen Führerschein verlängern lassen. Die Örtlichkeit kannte ich schon vom letzten Besuch, als ich die erste, 1 Jahr gültige Ausweiskarte aufgrund meines internationalen Führerscheins erhielt. In Bangkok selbst Auto fahren will ich nicht. Aber ich kann mich damit als hier wohnhaft ausweisen und zahle die Eintrittspreise für Einheimische. Damals musste ich einen kurzen Reaktionstest machen. Ein ärztliches Attest war diesmal auch wieder erforderlich. Das hatte ein Arzt in unserem Viertel für 40 Baht ausgestellt, nachdem er mich kurz angesehen hatte.

Der neue gilt 5 Jahre plus die Zeit bis zum darauf folgenden Geburtstag. Die Ausstellung kostet 605 Baht und 10 Baht für Kopien und war in wenigen Minuten erledigt, obwohl wir zunächst eine falsche Laufnummer erhielten. Wir bedeutet unser Taxifahrer, Deng und ich. Dadurch dass wir seine Hilfe in Anspruch nahmen, war es für mich noch einfacher, alles los zu lassen und mich ganz ins Leben oder in Gottes Hände fallen zu lassen. Nicht die vielen Menschen, die umher laufen, und nicht die Beamten und nicht unsere Furcht vor ihnen oder vor Schwierigkeiten bestimmen das Leben.


Vorgestern hat eine Schlange versucht, auf unser Grundstück zu gelangen. Es begann schon zu dämmern und gleich zu regnen, als wir durch Autohupen und lautes Rufen der Nachbarin und deren Kinder darauf aufmerksam gemacht wurden. Zunächst hatte ich „nuu“ verstanden, also Maus. Erst meine Frau warnte mich davor, die Haustüre zu öffnen, um nicht die „nguu“, die Schlange, rein zu lassen. Diese befand sich jedoch auf der Straße und ob sie vorhatte, sich bei uns zu verkriechen, oder den halbtoten Jinjok wahrnahm, den ich in einer Abfalltüte entsorgt hatte, nachdem er von Ameisen bei lebendigem Leib drohte gefressen zu werden, ist unklar. Die Nachbarin hatte gleichzeitig, einen Yam, einen Wächter, gerufen. Der stellte seinen Fuß auf die Schlange, packte sie am Kopf und fuhr mit ihr auf seinem Fahrrad davon. Das war nun die 4. Schlange, der wir bei uns begegnet sind.