Montag, 30. November 2009

Im Krankenhaus

Bin soeben operiert worden. Die Wirkung der Narkose hält noch an. Nächste Woche muss ich wieder hin, die Fäden ziehen und mir den Befund geben lassen. Angefangen hat es vor einigen Monaten mit einem kleinen roten Punkt unter der Haut. Als es vor ein paar Wochen aufbrach, blutete es stark. Und dann bildete sich diese Wucherung.

Also fuhren wir zu einer Praxis. Der Arzt meinte, das Ding müsste chirurgisch entfernt werden, und schickte uns zum nächsten Krankenhaus dieser Reihe, also vom Chularat 8 zum Chularat 9 in der King Kaeo Road. Zahlen mussten wir ihm nichts. Überall die gleiche Prozedur, thailändischen Führerschein als Ausweis zeigen, auf die Waage steigen und Blutdruck messen. Aber überall wurden wurde ich schnell und freundlich bedient. Hübsche, junge Krankenschwestern in kurzen Röcken liefen geschäftig umher. Der Arzt dort sagte was von Krebs und dass er die Gewebeprobe zur Untersuchung einschicken werde. Im OP, naja in dem Saal schlief rechts neben mir eine Frau und links lag ein Mann und ein Kind hörte man schreien, aber der Arzt operierte sauber, schnell und schmerzfrei. Nachdem er mir eine Xylocaindosis gespritzt hatte, entfernte er die Wucherung und vernähte die Wunde mit drei Stichen. Ein junger Assistent mit Gelfrisur säuberte die Wunde und legte den Verband an.

Die Rechnung betrug 2.895 Baht, inklusive pathologischer Untersuchung und Schmerz- und Antibiotikatabletten. Hinzu kommen 240 Baht fürs Taxi. Ich werde mir den Betrag von der DKV zurückzahlen lassen. Jetzt hoffe ich, dass keine allzu große Narbe am Handballen zurückbleibt. Morgen wollen wir einen Ausflug nach Kanchanaburi zum River Kwai machen.

Nachtrag: Meine liebe Gattin hatte das mit der Diagnose des Arztes gar nicht so mitbekommen. Den Schrecken und die Sorge um mich erlebte sie erst jetzt. Sie kaufte auf dem Markt Blumen und Räucherstäbchen und ich musste mit ihr zum Schrein des Muban gehen und gemeinsam beten. Sie musste zuvor nachfragen, wieviele Stäbchen jeweils für "Erawan Buddha", also für die Statue Brahmas und wieviele für "Opa und Oma", also die Geister des bebauten Landes anzuzünden sind.

Donnerstag, 26. November 2009

Puri

Puri liegt am Golf von Bengalen und ist mit dem langen Sandstrand ein beliebter Ferienort und zugleich einer der heiligen Orte Indiens. In dem im 7. Jahrhundert erbauten, für Nichthindus nicht zugänglichen Tempel werden die hölzernen Standbilder des Gottes Jagganath, sowie seines Bruders und seines Schwester verehrt. Einmal im Jahr werden die Götterbilder auf meterhohen Wagen an langen Seilen zu einem anderen Tempel und später wieder zurück gezogen. Durch meine Teilnahme an diesem Rathjatra-Fest habe ich wohl die Befreiung aus dem Kreislauf der Wiedergeburt erlangt, abgesehen von meinem Bad im Ganges in Benares und der Umrundung des heiligen Berges Arunachala bei Tiruvannamalai.

Ich kam nach Puri, um im Ashram von Yogananda seinen Kriya-Yoga zu erlernen. Der Eintritt wurde mir jedoch nicht gleich gewährt, sodass ich Unterkunft in einer Herberge suchte. Dort machte ich eine dramatische Erfahrung, über die ich später schreiben werde. Es endete damit, dass ich mir ein Zimmer am Strand nahm und einige Wochen in Puri verweilte. Viel Zeit verbrachte ich lesend und auf meinem Gazellenfell meditierend. Nicht nur die Straßenhunde, die ich von ihren Zecken befreite, sondern auch ein paar Inder wurden meine Freunde. Ich hatte sogar eine kurze Romanze mit einer Inderin, aber es kam nicht zu der von Wahrsagern angekündigten Hochzeit.

Ich nutzte die Zeit, um zu mir selbst zu finden. Ich erkundete die Stadt und machte Ausflüge zu den Sehenswürdigkeiten von Kornak und Bubaneswar. Eine unangenehme Erfahrung machte ich, als ich mit Freunden im Meer badete. Eine Welle erfasste mich und wirbelte mich herum. Danach war nicht nur die Badehose voll Sand, sondern auch meine Brille ein Opfer an den Meeresgott.

Die Leute sprachen von mir und so machte ich die Bekanntschaft eines Susanta Roy aus Kalkutta, der sich für die Wiedergeburt von Vivekanada hielt. Sein Meister war entsprechend im früheren Leben Ramakrishna. Der überzeugte mich nun gar nicht, aber ich nahm die Einladung Susantas an, nach Kalkutta zu kommen. Es entstand eine Freundschaft und ich blieb ein paar Wochen in dieser großen Stadt.


Dienstag, 24. November 2009

Erleuchtung?

Die beste Art und Weise, diesen Blog zu lesen, oder die Art, die mir am liebsten ist, wäre, es in dem Bewusstsein und mit dem Verständnis zu tun, dass hier in dieser Stadt jemand das macht, was weltweit Tausende tun, nämlich an der kommenden Transformation der Welt und der Menschheit zu arbeiten. Inzwischen dürfte sich herumgesprochen haben, dass in den nächsten Jahren oder vielleicht Monaten gewaltige Umwälzungen stattfinden werden. Einerseits Katastrophen und Chaos, andererseits der Aufstieg der Menschen in ein neues Bewusstsein und der Beginn eines goldenen Zeitalters. Ich möchte jetzt nicht weiter darauf eingehen, sondern nur auf die jedem zugänglichen Informationen im Internet hinweisen, wie sie z.B.unter dem Stichwort 2012 zu finden sind.

Ob ich jemals die Erleuchtung erlange, weiß ich nicht. Es geht auch nicht darum, ein Erleuchteter, ein Buddha zu sein. Ich werde hier den Weg, den ich gegangen bin, beschreiben und die Position, an der mich selbst stehen sehe. Vielleicht kann ich damit anderen Suchenden helfen.

Dass es bei meiner Suche nicht allein um mich ging, war mir von Anbeginn klar. Besonders als ich Aurobindo gelesen hatte. In Tokio sagte ich zum Zenmeister Omori Sogen, der mir in vollem Ornat gegenüber saß: Ich suche den neuen Menschen. Sei es selbst!, war seine Antwort. Mein Bestreben war einen Weg zu gehen, bei dem man nicht an einen Meister oder an Riten gebunden ist und bei dem man nicht in einer bestimmten Körperhaltung sitzen muss. Die Wahrheit ist einfach und muss Jedem zu jeder Zeit zugänglich sein. Man kann sich mitten in einem Gespräch nach Innen wenden. Man kann die Anforderungen, die die Familie und die Gesellschaft an einen stellen, weitgehend erfüllen. Abgehobenheit und Fanatismus führen nicht weiter. So werde ich auch weiter aus unserem ganz normalen Leben in Bangkok berichten.

Montag, 23. November 2009

Abflussreiniger

Seit Wochen floss das Wasser in der Küche schlecht ab. Chemische Mittel und ein Sauger brachten auf Dauer keine Abhilfe. Die Verstopfung musste außerhalb des Hauses liegen. Statt nun im Baumarkt eine Spirale zu kaufen, ließen wir den jungen Mann kommen, der erst vor Tagen die Wasserrohre aus blauem Plastik geflickt hatte. Durch das Absenken des Boden war ein Bruch an dem Anschluss zur Pumpe aufgetreten. Der Junge kam sofort und öffnete einen Sickerschacht – es gibt 10 davon – und fischte die Fettbrocken heraus. Diese hatten sich gebildet, da ja nur mit kaltem Wasser abgewaschen wird. Schließlich reinigte er den Schacht und das Rohr durch Ausspritzen mit dem Wasserschlauch. Für seine Mühen nahm er statt den angebotenen 200 Baht nur 100.
Es ist also billiger, jemand kommen und die Arbeit machen zu lassen, als Werkzeug zu kaufen, das eh nur herumliegt und verrostet, zumal es keinen Keller, keinen Dachboden und keine Garage gibt. Gute Handwerker werden da als Geheimtip behandelt.

Freitag, 20. November 2009

90 Tage Meldung

Heute mussten wir unsere 90 Tage Meldung auf dem Immigration Büro machen. Da wir knapp außerhalb der Grenze Bangkoks in der Provinz Samut Prakan wohnen, müssen wir statt quer durch die Stadt in den Süden ans Meer fahren, 80 km hin und zurück. Das Office ist ein kleines Büro neben einer Zollbehörde und wie so oft waren Pumpen im Einsatz, um das überflutende Meerwasser zurück zu drängen. Große Frachtschiffe fahren wenige Meter entfernt vorbei und werden zollamtlich abgefertigt. Die freundliche Beamtin benötigte nur Minuten, um die Zettel mit dem nächst fälligen Datum in die Pässe zu heften. Sie machte darauf aufmerksam, dass die Visa bald ablaufen und schrieb auch handschriftlich dazu, dass die Meldung unter keinen Umständen die Verlängerung ersetzt. In vier Wochen werden wir wieder antreten müssen.

Dienstag, 17. November 2009

Quer durch Indien

Heutzutage kann man im Internet über manche Menschen nachlesen, denen ich in Indien und Japan begegnet bin, und sie in Videos betrachten. Die Mutter verstarb noch während meines Aufenthaltes, Sai Baba wird immer noch für einen menschgewordenen Gott gehalten, obwohl es auch kritische Stimmen gibt, und Yogi Ramsuratkumar, mit dem ich auf den Straßen vor dem Tempel saß, hat viele Anhänger gefunden, die für ihn einen Ashram bauten. Wir hatten ein inniges Verhältnis und ich suchte ihn zwei Jahre später wieder auf. Dennoch konnte ich mich an keinen Menschen binden.

Der Meditationslehrer Goenka aus Burma sprach vor den Vereinten Nationen und seine Vipassana-Meditation wird in der ganzen Welt gelehrt. Ich machte diesen intensiven Kurs bei ihm im April 1973 in Madras. Zehn Tage schweigend und einfach lebend und lange sitzend. Mir wurde bewusst, wie anstrengend der Weg sein kann. Dort und unterwegs traf ich viele Suchende und es wurden Informationen und Tipps ausgetauscht. Statt über Handy erfolgten Anmeldungen und Bitten um Aufnahme damals auf dem Postweg.




Von Madras fuhr ich nach Nagpur zu Pater Julius Moser. Ich hatte ihn bei meinem ersten Aufenthalt als väterlichen Freund kennen gelernt. Die anderen Pallotiner sahen auf hin herab, da er eine Inderin geheiratet hatte. Mit Erlaubnis des Papstes, wie er sagte. Ich ließ meine Sachen bei ihm und reiste mit leichtem Gepäck und in indischer Kleidung weiter nach Puri. Nach einem Zwischenstopp auf der Missionsstation in Malkaroda gelangte ich nach Puri. An vielen Orten Indiens hatte ich seltsame bis bizarre Erlebnisse, doch besonders in Puri. Über all diese Erlebnisse werde ich später gesondert schreiben.

Donnerstag, 5. November 2009

Loy Krathong





Alles hat ein Ende! Das ist mein heutiger Tagesimpuls. Sozusagen die empfangene Lektion für den Tag. Der Gedanke hat nichts Bedrohliches oder Negatives, eher etwas Befreiendes und Reinigendes. Wir meinen, unsere Tage würden nie enden und die Welt wäre dauerhaft und real. Alles hat ein Ende. Auch unser Suchen und Leiden. Es geht immer ums Loslassen und Abschiednehmen.

Es ist etwas kühler geworden. Bei 24 Grad am Morgen fängt man an zu frösteln. Wenigstens kann man nachts besser schlafen und an der Kühlung sparen. Wir waren in den letzten Tagen viel unterwegs, auf Einkaufstour, beim Schwager in Bangkhae und gestern wieder auf dem Chatuchak. Und abends bin ich dann zu müde um zu schreiben.

Am Montagabend gingen wir zur Loy Krathong – Feier, die wie jedes Jahr am See des Muban abgehalten wurde. Die Wiese und das Ufer waren vorbereitet und Essensstände aufgebaut und sogar ein Toilettenwagen war aufgestellt. Jeder Haushalt erhielt seine Krathongs, die dann mit brennenden Kerzen und Räucherstäbchen und Gebeten in den See gelassen wurden. Die Bewohner saßen und speisten auf den aufgelegten Matten und überlaut lief dazu immer die gleiche Musik. Manche Kinder trugen traditionelle Kostüme. Viele hatten ihre Hunde dabei, fast alle klein und flauschig. Obwohl die ganze Nacht Feuerwerkskörper zu hören waren, hatte ich den Eindruck, dass wie in ganz Bangkok dieses Jahr stiller und weniger aufwendig gefeiert wurde.

Wir ließen unseren Krathong zu Wasser und machten nur eine Runde über das Gelände. Die Gutscheine für Essen, Eis und Getränke lösten wir nicht ein. Wir sprachen kurz mit der Nachbaroma, die lange im Krankenhaus gewesen war, und trafen den Australier und seine Frau wieder, die wir seit der Neujahrsspeisung der Mönche nicht mehr gesehen hatten. Vielleicht kommen wir diesmal dazu, den gegenseitig ausgesprochenen Einladungen zu folgen.

Ich hatte noch längeren Blickkontakt mit einer schönen jungen Frau, die ich auch freundlich grüßte. In den ersten Jahren unserer Ehe hätte meine liebe Gattin Feuer und Galle gespuckt. Doch nun ist keine Eifersucht mehr da und sie hat sich daran gewöhnt, dass ich fremden Menschen zulächle und diese zurück lächeln.

Sonntag, 1. November 2009

Ausblick

Ich möchte mal einen kurzen Ausblick auf den Blog geben. Irgendwann werde ich beschreiben, wo ich mich stehen sehe. Welches Ergebnis ich aus der jahrelangen Suche, den Gesprächen und Begegnungen, dem Lesen und Meditieren aufweisen kann. Was haben mir die Zeit in Indien und Japan gebracht, die Beschäftigung mit und in vielen Glaubensrichtungen und zuletzt die beiden Jahre hier in Bangkok? Doch ich sage schon jetzt und werde es wiederholen: es sind persönliche Erfahrungen und Erkenntnisse und ich mache kein Dogma daraus. Wie überhaupt religiöses Leben nur individuell sein kann und niemand daraus Wahrheiten für anderen machen sollte. Religion gehört nicht in die Hände von Priestern.

Zunächst werde ich also meine Reise durch Indien schildern, sowie einige seltsame Erlebnisse dort selbst, und ein Resümee ziehen. Dann die weiteren Wege und Gemeinschaften beschreiben und auf Bücher und scheinbar zufällige Ereignisse eingehen. Ist das das Höchste, was ich bekommen kann, fragte ich mich immer dabei. Was ist die Essenz, wenn ich das rituelle und allzu menschliche Beiwerk weglasse? Ich stellte immer für mich Grundsätze auf, schon zur Schulzeit, zum Beispiel: Wenn Gott nicht in dieser Pfütze sein kann, dann ist es nicht Gott! Wenn Gott existiert, dann muss er erfahrbar sein, in diesem Leben! Die Erfahrungen, die Jesus oder Buddha machten, muss jeder Mensch machen können!

Daneben werde ich immer wieder über unser Leben in Bangkok schreiben und auch auf Land und Leute eingehen. Vielleicht findet es mancher Leser ja interessant oder sogar nützlich. Es wäre schön gewesen, wenn Jesus und Buddha einen Blog gehabt hätten.
So sah ich übrigens in Indien aus: