Donnerstag, 29. April 2010

Selbstliebe

Dies fand ich heute in einem Blog:

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden, dass ich immer und bei jeder Gelegenheit,
zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin
und dass alles, was geschieht, richtig ist –
von da an konnte ich ruhig sein.
Heute weiß ich: Das nennt man VERTRAUEN.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
konnte ich erkennen, dass emotionaler Schmerz und Leid
nur Warnungen für mich sind, gegen meine eigene Wahrheit zu leben.
Heute weiß ich: Das nennt man AUTHENTISCH SEIN.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört, mich nach einem anderen Leben zu sehnen
und konnte sehen, dass alles um mich herum eine Aufforderung zum Wachsen war.
Heute weiß ich, das nennt man „REIFE“.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört, mich meiner freien Zeit zu berauben,
und ich habe aufgehört, weiter grandiose Projekte für die Zukunft zu entwerfen.
Heute mache ich nur das, was mir Spaß und Freude macht,
was ich liebe und was mein Herz zum Lachen bringt,
auf meine eigene Art und Weise und in meinem Tempo.
Heute weiß ich, das nennt man EHRLICHKEIT.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich mich von allem befreit, was nicht gesund für mich war,
von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen
und von Allem, das mich immer wieder hinunterzog, weg von mir selbst.
Anfangs nannte ich das „Gesunden Egoismus“,
aber heute weiß ich, das ist „SELBSTLIEBE“.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört, immer recht haben zu wollen,
so habe ich mich weniger geirrt.
Heute habe ich erkannt: das nennt man DEMUT.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich mich geweigert, weiter in der Vergangenheit zu leben
und mich um meine Zukunft zu sorgen.
Jetzt lebe ich nur noch in diesem Augenblick, wo ALLES stattfindet,
so lebe ich heute jeden Tag und nenne es „BEWUSSTHEIT“.

Als ich mich zu lieben begann,
da erkannte ich, dass mich mein Denken
armselig und krank machen kann.
Als ich jedoch meine Herzenskräfte anforderte,
bekam der Verstand einen wichtigen Partner.
Diese Verbindung nenne ich heute „HERZENSWEISHEIT“.

Wir brauchen uns nicht weiter vor Auseinandersetzungen,
Konflikten und Problemen mit uns selbst und anderen fürchten,
denn sogar Sterne knallen manchmal aufeinander
und es entstehen neue Welten.
Heute weiß ich: DAS IST DAS LEBEN !

Charlie Chaplin
an seinem 70. Geburtstag am 16. April 1959

Dienstag, 27. April 2010

Jesus? Jesus! Teil 3

Lange habe ich überlegt, wie ich mich ausdrücken soll. Denn wenn ich Jesus erwähne, werden sehr Viele sagen: „Jesus? Den kenn´ ich. Und auch die, die seinen Namen auf den Lippen führen.“ Und dann fällt die Klappe oder alte Programme werden aktiv. Doch mein Jesus ist anders. So wie überhaupt jeder seinen eigenen Zugang zu Jesus haben sollte. Ohne jegliche theologische Deutung und Einschränkung ist Jesus für mich mein Meister, Bruder, Vater, ja Schöpfer. Alles, was ich mir in Jahrzehnten an spirituellem Leben aufgebaut habe, wird durch das Hinzuziehen von Jesus gesteigert und gereinigt. Von selbst gehen meine Gedanken und Empfindungen zu ihm. Jede Freude, die ich mit ihm teile, wird vergrößert, Unliebsames verkleinert, Nebensächliches wird unbedeutend. Mit ihm lebe ich ganz im Augenblick, verstecke mich nicht vor mir selbst, liebe ich und empfange ich Liebe.

Was immer an Früchten durch Meditation und spirituelle Übung erreicht werden kann, wird in der Gegenwart von Jesus ins rechte Maß gebracht. Unser Ego löst sich nicht auf ins Nichts vor einem Hintergrund von Nichts. Aber vollkommene Demut und Unterordnung unter den Willen Gottes bringt uns zur vollkommenen Reinheit und mit vollkommener Liebe wieder zu der Persönlichkeit, die wir von Ewigkeit zu Ewigkeit sind. Begriffe wie Leere und Illusion haben in diesem Licht eine andere Bedeutung.

Dabei geht es nicht um starre Anbetung. Es geht um ein Wachsen, um Reifen durch Prüfungen und wunderbaren Erfahrungen. Es fällt mir nicht schwer in den Menschen meine Geschwister zu sehen, besonders in Thailand mit den schönen und lächelnden Schwestern, aber dann sehe ich auf einmal Jesus in ihnen und alles weitet und ändert sich. Es ist fast wie bei einem Schwarzen Loch, wo alles angezogen wird, selbst das Licht, bzw. die Worte und was auf der anderen Seite herauskommt, kann man nicht sagen. Oder man bekommt den winzigen Spalt zu fassen, durch den man den Vorhang beiseite ziehen kann, der uns die Göttlichkeit verbirgt, die uns schon immer umgibt. Es gibt viele Definitionen für das Wort Erleuchtung. Ich habe ein weiteres gefunden: die Heimkehr des verlorenen Sohnes.

Das Beste dabei ist: man kann nach außen sein Leben so leben wie bisher. Dennoch kann man sich stets und überall nach innen wenden und sich mit Jesus verbinden, beim Essen, wenn man allein ist oder im Gespräch mit Anderen. Selbst bei Gelegenheiten und Gedanken, die man schon zu überwinden trachtete. Es gibt kein Gespaltensein in weltliches und spirituelles Leben mehr. Immer öfter wird man den Ernst, die Geborgenheit und die absolute Liebe in Jesus spüren, der uns so vollkommen sieht, wie wir es sind. Wer es verstehen will, versteht es.

Mittwoch, 21. April 2010

Wat Muang

Gestern war wieder Ausflugstag. Obwohl wir schon öfters Tempel um Ang Thong, ca. 100 km nördlich von Bangkok, besucht hatten, sind wir stets an den Schildern zum Wat Muang vorbeigefahren. Nachdem meine Gattin einen Bericht im TV gesehen hatte, wollte sie dorthin. Wie üblich sind wir erst um halb zwei losgefahren und weil es so heiß war, haben wir eine Pause in einem klimatisierten Einkaufszentrum eingelegt. Und nach allem Rumfahren und nach dem Weg Fragen, sind wir um halb sieben, als es schon begann dunkel zu werden im Wat angekommen. Aber wir werden den Besuch wiederholen.

Unübersehbar erhebt sich die riesige Buddhastatue über die Reisfelder. Bekannt ist das Wat auch für seinen Höllenpark, lebensgroße, blutrünstige Darstellungen der Qualen im Jenseits. Jedes Thaikind kennt die entsprechenden Strafen für schlechte Taten und natürlich die unterschiedlichen Gespenster, wie die beiden großen hungrigen Geister. Daneben gibt es Darstellungen aus der chinesischen Heiligen- und Sagenwelt und Szenen aus der Geschichte und Mythologie.Vielleicht wiederholen wir die Besichtigung mit einer abendlichen Bootsfahrt auf dem Chao Phraya nach Ayutthaya.

Sonntag, 18. April 2010

Jesus? Jesus! Teil 2

Es gibt viele widersprüchliche Ansichten über die Person Jesus und seine Lehre. Früher wurden Menschen deswegen getötet, heute kann man im Internet die abstrusesten Aussagen lesen. Das geht von Jesus als einem aufgestiegenen Meister unter anderen Meistern bis zum künstlich gezeugten Sohn eines außerirdischen Gottes. Manche halten es für wichtig, zwischen Jesus und Christus zu unterscheiden. Am besten gefällt mir die Vorstellung von Jesus als dem Schöpfergott unseres Teil des Universums, der durch seine Hingabe als Mensch sich als einer der vollkommenen Söhne des Urgottes erweist, wie es im Urantia-Buch beschrieben ist. Aber ich will keine Theorie oder Lehre den bestehenden hinzu fügen. Es geht nicht darum, einer Theologie über Jesus zu folgen oder etwas zu glauben, sondern ganz pragmatisch zu prüfen, was entspricht der Wahrheit, wie ich sie in mir empfinde, und was kann ich mir zu Nutze machen.

Das klingt allzu nüchtern, aber anders macht es keinen Sinn. Ich kann die weisesten Menschen, Worte und Bücher hoch schätzen, doch wenn ich sie nicht in mein tägliches Leben einbauen kann, bleibt es leeres Wissen, mit dem ich angeben kann und mich sogar belasten kann. Es war immer mein Bestreben einerseits einen Weg zu finden, den der durchschnittliche Mensch in der heutigen Zeit gehen kann. Der nicht lange in Meditation sitzen will und mit östlichen Lehren wenig anfangen kann, dessen Leben sich weiterhin zwischen Arbeitsplatz, Wohnzimmer und Kneipe bewegt, der nicht nach einer neuen religiösen Gruppierung sucht, ja der seine altbekannten Auffassungen von Gott und der Welt nur schwer ablegen kann. Deshalb wollte ich andererseits eine religiöse Idee von allem Überflüssigem und Starren befreien, denn Religion muss etwas Dynamisches sein, ein Weg, eine Entwicklung und etwas Einfaches und Individuelles.

Um es kurz zu machen, ich landete bei der Formel, dem einen Satz, der alles beinhaltet: „Gott ist mein Vater. Und wir sind Geschwister.“ Fast jeder Mensch, gleich welcher Kultur oder Nation, sogar die Anhänger der meisten Religionen könnten sich darauf einigen. Es könnte ein Gruß werden, so wie Salam oder Shalom. Doch wenn wir jetzt darangehen, dies zu leben, uns als Geschwister zu sehen und uns zu fragen, wie das ist, ein Kind Gottes zu sein, dann wird die Welt sich ändern. Schrittweise würden wir uns ändern, würden liebevoller, friedvoller und bewusster werden. Ich muss nicht darüber streiten, wie Gott ist und ob unser oder eurer Gott der wahre ist, wenn ich beginne, meinen Vater im Inneren zu suchen. Für den Weg dorthin kam ich zu der Formel: „Vollkommene Reinheit und vollkommene Liebe“. Dies ist der Weg und das Ziel zugleich. Vollkommene Liebe bedeutet, dass nichts Trennendes mehr da ist, also Subjekt und Objekt eins sind. Vollkommene Reinheit bedeutet, dass keine Furcht, keine Täuschung, kein Eigenwille, kein Festhalten mehr da ist. Nenne es Jin und Jang oder die schöpferische und die erhaltende Kraft Gottes, männliches und weibliches Prinzip oder einfach das Reine Herz – du wirst dieses Prinzip bei allen wahren Weisen und Erleuchteten finden. Wie Jesus für mich da „rein passt“ werde ich als nächstes beschrieben.

Donnerstag, 15. April 2010

Jesus? Jesus! Teil 1

Wie edel und schön wäre es, wenn man Bücher schreiben könnte über die geheimen Lehren, die man vom Lama in Tibet erhalten hat, oder über die Segnungen der strengen Zenmeditation, nachdem man vom Roshi den Stab der Bestätigung bekommen hat. Damit kann ich nicht dienen. Stattdessen ist es mir fast peinlich, wieder bei Jesus-liebt-dich gelandet zu sein. Das hängt mit dem Bild von Jesus zusammen, das von Kirchen, Gemeinschaften und Medien über Jahrhunderte gezeichnet wurde. Wenige haben sich aufgemacht, statt das Bild anzubeten oder es für eigene Zwecke zu missbrauchen, die Wesenheit dahinter und die Begegnung zu suchen. Wer sich aber darauf einlässt, der wird neue Wege finden und andere Informationen und Offenbarungen stehen für ihn bereit.

Ich möchte ein paar Quellen nennen, die ein ganz anderes Bild von Jesus, seinem Leben und seiner Lehre geben. Es gibt wieder entdeckte Evangelien wie das von Thomas und viele andere apokryphe Schriften, in denen Jesus oft direkt seine Jünger aufklärt. In dem Offenbarungswerk „Das ist Mein Wort“ gibt Christus selbst die Wahrheit über Sein Leben, Denken und Wirken als Jesus wieder. Ein besonderes Buch mit praktischen Lektionen ist „Ein Kurs in Wundern“. Am eindrucksvollsten ist für mich die exakte Schilderung des Lebens Jesu im 4.Teil des Urantia-Buches. Beschrieben wird dabei auch seine Reise mit einem Kaufmann aus Indien und dessen Sohn in Städte ums Mittelmeer bis nach Europa. Es ist ebenso wie EkiW ein dickes Buch und ich habe beide nicht vollständig gelesen. Es geht auch mehr um die Inspiration. Man kann Wahrheit weder aus einem Buch beziehen noch mit dem Stock einbläuen. Nur das eigene Innere kann als wahr erfassen, was schon immer in ihm lag.

Von Jakob Lorber hatte ich schon lange gehört, aber erst jetzt lese ich seine Werke online. Ich tue das mit Tränen in den Augen, teils aus Rührung teils aus Lachen (über den Bischof Martin), und mit liebetrunkenem Herzen. Denn eher mein Herz weist mir den Weg als der Verstand, der sich über die Widersprüche in all den offenbarten Schriften bezüglich Entstehung der Menschheit und des Universums nicht mehr den Kopf zerbricht.

Ein persönliches Erlebnis will ich noch anführen. In Bangkok fand ich zum Bruno-Gröning-Freundeskreis. Stets freute ich mich auf die Treffen an jedem 3.Samstag in dem Raum neben dem Goethe-Institut. Einmal fühlte ich mich angeregt, mir das Vertrauen vorzustellen, das die Jünger Jesu zu ihm hatten und mich darein zu versenken. Es war keine Vision, aber ich sah mich mit anderen zu seinen Füßen sitzen und empfand dieses selige Vertrauen. Und ich sah in das Gesicht, aus dem mich ernste und liebevolle Augen ansahen. Ich wusste: hier ist das Ende allen Suchens und allen Leidens. Es blieb ein sehr lebhafter Eindruck. Im Übrigen fand ich es später aber als Verrat an Jesus, dass die Freunde an dessen Stelle in sektiererischer Weise ihren Bruno verehren. Der Kreis in Bangkok hat sich aufgelöst, die Freunde aus Asien treffen sich online.

Vielleicht sollte ich doch ein Buch schreiben. Hier im Blog kann ich manches nur kurz ansprechen. Doch über mein Verhältnis zu Jesus werde ich weiter schreiben.

Dienstag, 13. April 2010

Songkran

Die Thailänder wünschen sich heute ein gutes neues Jahr. Es sind die Tage des Songkran und da die Feiertage bis zum Wochenende verlängert wurden, sind viele in ihre Heimatorte zu ihren Familien gefahren. Die Unfallstatistik wird wieder Rekordzahlen aufweisen. Schon lange stehen in den Kaufhäusern Buddhafiguren, die mit Wasser übergossen werden (Deng hat Pok dazu bewegt, wenn er nach Mittag aufsteht, seine Buddhas zu waschen) und es gibt farbenfrohe Hemden zu kaufen. Bei dem sich gegenseitig mit Wasser Übergießen oder mit Puder Beschmieren wird manche Kleidung beschmutzt. Ich werde mich zurückhalten, denn der Verband an meiner linken Hand darf nicht nass werden.

Ich hatte mich entschlossen, gestern den kleinen Blutschwamm operativ entfernen zu lassen. Im November war nur oberflächlich geschnitten worden und die Wucherung hatte sich neu gebildet. Ich hatte zwar keine Schmerzen, aber beim Aufbrechen blutete es stark. Wir gingen in dasselbe Krankenhaus und wurden wieder schnell und sehr freundlich bedient. Der Arzt erklärte, dass wenn tiefer bis zum Blutgefäß geschnitten werden muss, die Operation eine größere sei und wir in 4 Stunden wiederkommen sollten. Es wurden viele Papiere ausgefüllt und Gewicht, Blutdruck und Temperatur gemessen. Alles Routine, wie auch dass man zur Operation peinlicherweise mit dem Rollstuhl in den 3.Stock gefahren wird. Ich machte alles mit, gab Ring und Geldbeutel meiner Frau, nur die Zahnprothese zu entfernen weigerte ich mich. Ich musste für meine Eigenverantwortung unterschreiben. Aber es wurde ja nur örtlich die Hand betäubt. Die Einstiche waren zu spüren und ohne das Abbinden des Oberarmes wäre wohl noch mehr Blut geflossen. Aber alles verlief professionell, schnell und steril. Der Arzt erklärte seine Vorgehensweise und die Schwestern waren bei ihrem Lieblingsthema, dem Essen, und lobten meine Geduld und Sprachkenntnis. Die Wunde ist nur geklebt und der Verband wird erst in 10 Tagen wieder entfernt. So bin ich zur Zeit etwas gehandikapt. Die mitgegebenen Antibiotika und Schmerztabletten werde ich nicht nehmen. Kosten des Ganzen: 7.342 Baht.

Ich habe auch kaum Schmerzen. Sobald ich in der Nacht welche verspürte, merkte ich, dass sie ja bereits der Vergangenheit angehörten, also nicht mehr da waren, und ich machte eine geistige Übung daraus, im Augenblick zu sein. Doch dann wurde ich mir der Gegenwart meines Meisters bewusst. Und wie nutzlos solche Spiele sind und wie einfältig körperliche Wünsche. Ich fühlte seine Allmacht und Liebe und mein Verlangen, den Saum seines Gewandes zu berühren.

Samstag, 10. April 2010

Thailand von innen

Mein Leben in Thailand empfinde ich als sehr angenehm. Ich arbeite nicht, das Geld kommt aus dem Automaten und ich mache mir auch keine Sorgen, ob dies so weiter geht. Ich lebe im Bezug auf Essen und Wohnung wie ich es gewohnt war. Meine Kleidung ist das ganze Jahr über sommerlich. Wenn ich unterwegs bin, fühle ich mich wie im Himmel, umgeben von schönen, freundlichen Menschen und putzigen Kindern. Um nach hause zu kommen, brauche ich nur die Hand am Straßenrand auszustrecken und ein Taxi hält an. Die Natur ist üppig und vielfältig. Über einige Dinge muss man hinwegsehen wie die lähmende Hitze, die Moskitos oder den Unrat an manchen Stellen. Sprachlich komme ich zurecht, doch macht es mir auch nichts aus, wenn ich nicht alles verstehe. Ich muss nicht alles wissen. Ich brauche mich auch um wenig zu kümmern. Entscheidungen in der Familie werden zunächst ohne mich getroffen, ich würde sowieso nur unnötige Gedanken einwerfen. Ich habe mich damit abgefunden, dass zuweilen mehr über mich als mit mir geredet wird.

Unter diesen befreienden Umständen kann ich mich auf mein Inneres konzentrieren. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich das wunderbare Gefühl hatte angekommen zu sein, in diesem Land, auf diesem Planeten, in diesem Körper. Dabei konnte mein Ego nach und nach zerbröckeln. Lesen trug einen Teil dazu bei. „Wu wei“ von Theo Fischer und „Wie Siddhartha zum Buddha wurde“ von Thich Nhat Hanh las ich mehrere Male. Alte Vorstellungen und Bindungen lösten sich auf. Zufriedenheit und innerer Friede, Gelassenheit und Leben im Augenblick stellten sich ein. Um die Dinge nun zu sehen, wie sie wirklich sind, glaubte ich, mit dem Denken aufhören zu müssen. Ich entwickelte dazu Übungen und empfand sie auch als hilfreich. Eines Tages dachte ich unvermittelt meine Gedanken in Gegenwart eines höheren Du. Wie töricht sie mir dabei vor kamen, leicht konnte ich sie gehen lassen! Dies gab meinem Streben eine neue Richtung. Statt nach dem unpersönlichen Überselbst zu suchen, entdeckte ich wieder, dass wir immer Persönlichkeit haben und sind und fand damit wieder zu Gott als unserem Schöpfer und Vater.

Ohne Anstrengung gehen meine Empfindungen von selbst nach innen. Alle Menschen sind mir wundersam lieb, selbst die, die ich zuvor stets innerlich abgeurteilt hatte. Ich bin nicht vollkommen, aber ich glaube den Weg dahin zu kennen. „So wie es ist, ist es gut. Ich brauche nicht mehr.“ Dieses Gefühl begleitet mich. Es darf freilich nicht zur Falle werden für ein Sich-gehen-lassen. Das Leben im Himmelreich ist ein tätiges. Doch das, was sich in den zweieinhalb Jahren in Thailand in mir entwickelt hat, wird mir bleiben. Wie sich mein Leben mit und in Gott gestaltet, werde ich nächstens beschreiben.

Samstag, 3. April 2010

Von Gott zu Gott

Bevor ich mein Verhältnis zu Gott beschreibe, will ich zuerst noch darlegen, wie sich mein Gottesbild im Laufe meines Lebens verändert hat und wie sich mein Leben in Thailand auf meine spirituelle Suche ausgewirkt hat. Meine erste Begegnung mit Gott fand im Kindergartenalter statt. Naja, ich übertreibe ein wenig, aber der Schauder vor dem zornigen, Blitze schleudernden Gesicht in den Wolken ist mir im Gedächtnis geblieben. Im Traum war ich dabei, mir in unserem Garten etwas anzueignen, was mir nicht gehörte. Dieser Gehorsam und Opfer fordernde Gott begleitete mich durch die Kindheit. Meine Mutter hatte eigentlich ins Kloster gehen wollen, mein Vater schien nur ihretwegen das laute Nachtgebet im Ehebett und die sonstigen Betstunden und sonntäglichen Kirchgänge mitgemacht zu haben. „Das Leben ist ein Schwindel.“ war seine wiederholte Aussage. Es gab zu hause ein dickes Heiligenbuch mit Geschichten für jeden Tag und ich erinnere mich an die Zeichnungen von Kirchenvätern und Märtyrern. In der Schule bekam ich die übliche katholische Religionslehre vermittelt mit dem strengen Abfragen und den Belohnungen in Form von Heiligenbildchen, den Opferkästchen in der Fastenzeit und der Sorge um die Heidenkinder. Zu den Regeln von Elternhaus, Schule und Kirche kamen noch die Regeln des von einem Orden geleiteten Heimgymnasiums hinzu, in das ich allerdings freiwillig eintrat, und erst die 68er begannen den Mief unter den Talaren zu lüften. Frischer Wind durchwehte die Gottesdienste und als ich anfing, nicht mehr zur Beichte zu gehen, fühlte ich mich freier. Ich begann in der Philosophie und in Büchern, in Religionen und in mir nach Gott zu suchen.

Der Gedanke, dass wir in Grunde unserer Seele mit Gott eins sind und dass wir wiederholt auf Erden weilen bis wir zu dieser Einheit finden, war für mich überzeugend. Ich las über die östlichen Religionen, machte die Bekanntschaft von Swami Omkarananda und ging nach Indien. Ich glaubte wirklich, dass Ganesha mich führte und Shiva mir beistand. Doch von ritueller Verehrung in Tempeln und dem Füsseberühren von heiligen Männern und Frauen ging mein Weg eher zum klassischen Advaita. Doch den angefangenen Bericht über meine Erlebnisse und Erfahrungen in Indien und später in einem Zenkloster in Japan werde ich zu anderer Zeit fortführen.

Den christlichen Gott habe ich nie verleugnet, ich wollte ihn ja sehen. Als ich dann verheiratet war und in der Fabrik arbeitete, gab mir ein Kollege eine Schrift und ich sagte: „Das ist es! Danach habe ich mein Leben lang gesucht Da passt alles zusammen. Das kann sich kein Mensch ausdenken.“ Es war der Beginn meiner Jahre bei den Urchristen im Universellen Leben. Ich lernte Gott-Vater kennen, der sich über seine Prophetin Gabriele und andere Menschen offenbarte, und ich durfte spüren, wie Christus durch unsere Reihen schritt. Ich ging unter Geschwistern den Weg nach Innen. Aus dem Grunde meines Herzen stiegen von selbst Gebete empor und Seele und Mund sangen Jubellieder. Nach vielen Jahren, in denen ich sogar einer Gemeinschaft vorstand, empfand ich einen gewissen Druck und es fehlte etwas. Ich war frei zu gehen. Vielleicht kamen wieder Erfahrungen aus Vorleben in Asien zum Ausdruck. Denn ich gestaltete mir einen Japangarten und las viel über Zen und Buddhismus. Ich übte sogar Falun Gong. Irgendwie dachte ich, die Erfahrungen, die Buddha und Jesus gemacht hatten, neu entdecken und der Welt verkünden zu müssen. Die Erleuchtung musste her! Durch die Zeit als Altenpfleger glaubte ich meinen Dienst an der Gesellschaft erfüllt zu haben. Nun wollte ich Zeit für mich und die Vervollkommnung haben und dies unter angenehmeren Bedingungen. Ich wanderte nach Thailand aus.